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Welcher Film ist der erste in der Geschichte des Films?

Es wird zur Fernbedienung gegriffen, der Fernsehen geht an, sofort ist ein Bild – nein, ein Video – zu sehen. Auf dem einen Sender läuft ein Spielfilm, auf dem nächsten erzählt eine Nachrichtensprecherin, was aktuell in der Welt passiert. Eine Situation, die vermutlich für niemanden heute noch neu ist. Ob im Kino oder im Fernsehen, auf Streaming-Plattformen wie Netflix oder auf Sozialen Netzwerken wie TikTok: Überall sind Videos zu sehen – mal kürzer, mal länger. Doch was heute für uns Normalität ist, glich früher bei den Menschen beinahe als Zauberei.

 

Während heute Filme und Serien nicht mehr wegzudenken sind, mussten die Menschen im 19. Jahrhundert erst einmal auf die Idee des bewegten Bildes kommen. Viel mehr noch: Sie mussten herausfinden, wie das Aufnehmen bewegter Bilder technisch möglich ist. Viel Tüftelei ging dem ersten Film voraus. Doch irgendwann gelang den Filmpionieren der Durchbruch und der erste Film war geboren. Doch fangen wir von vorne an.

Der erste Film der Geschichte ist entstanden

Vor der Entwicklung des Films schaffte es nur die Fotografie, Bilder technisch festzuhalten. Nahm man viele Bilder unmittelbar hintereinander auf und spielte diese mit einem speziellen Gerät schnell ab, entstand der Eindruck, als würde sich das Motiv bewegen. Heute kennen wir diese Technik unter dem Begriff „Serienaufnahme“. Pionier dieser Technik war Eadweard Muybridge, der mit seiner Chronofotografie erstmals Bilder zum Leben erweckte. So konnte er 1878 nachweisen, dass ein Pferd im Galopp zu einem bestimmten Zeitpunkt mit allen vier Hufen vom Boden abhebt. Doch ein Film ist das noch nicht. 

Zehn Jahre nach Muybridges galoppierendem Pferd war es dann so weit: Louis Le Prince nimmt den ersten Film der Filmgeschichte mit seiner Kamera auf. Der Film heißt „Roundhay Garden Scene“. Der Film entstand am 14. Oktober 1888. Gedreht wurde er im Garten der Schwiegereltern. Während Filme heute zwei Stunden lang sind, dauert der Film gerade einmal zwei Sekunden. Vermutlich war der Film ursprünglich länger, jedoch sind einzig diese zwei Sekunden Material erhalten geblieben. Aber auch wenn der Film nur wenige Sekunden lang ist, hat er mittlerweile tausende Menschen überzeugt. Genauer gesagt: 6.435 Menschen, die dem Film auf IMDb mit durchschnittlich 7,3 Sternen bewertet haben. 

Noch ein Jahr zuvor startete Le Prince bereits einen Versuch, ein Motiv filmisch festzuhalten. Doch für die Aufnahme „Man Walking Around a Corner“ verwendete er noch eine andere Aufnahmetechnik. Die Kamera, die er 1887 benutzte, hatte 16 anstatt eines einzigen Objektivs. Damit wurden dann schnell hintereinander 16 Einzelbilder aufgenommen. Es handelt sich bei diesem Versuch also noch um eine Serienaufnahme, nicht um einen Film.

 

Zudem hatte seine Kamera mit den 16 Objektiven einen Haken: Längere Aufnahmen konnte Le Prince nicht aufnehmen. Nachdem alle 16 Bilder aufgenommen waren, musste er die Glasplatte, auf denen die einzelnen Bilder fixiert wurden, wechseln. Dieser Vorgang dauert jedoch zu lange, sodass kein flüssiger Film entstehen konnte. Deswegen reduzierte Le Prince seine Kamera auf ein einziges Objektiv. Die Glasplatte tauschte er durch rollbaren Papierfilm aus. Die Grundlage des Films war geschaffen. Doch lange konnte Le Prince seinen Erfolg nicht auskosten. Auf einer Zugfahrt im Jahr 1890 verschwand der Filmpionier spurlos. 

Die vergessenen Helden der Filmgeschichte

Heute lebt ein Film von seiner fesselnden Handlung, ausgefeilten Charakteren und beeindruckenden Spezialeffekten. Früher genügten einfache Szenen aus dem Alltag, um die Menschen ins Kino zu locken. Gelegentlich wurden auch humoristische Filme gezeigt. Doch weniger das Gezeigte, sondern mehr die Tatsache, dass sich die präsentierten Bilder bewegen, faszinierte das Publikum. Das Potenzial des Films, Geschichten zu erzählen, erkannte Alice Guy-Blaché: 1896 produzierte sie den vermutlich ersten fiktionalen Film, „La Fée aux Choux“. Der Film zeigt, wie eine Fee Kinder aus Kohlköpfen zaubert. Doch trotz ihres Erfolgs gerät die Filmregisseurin oft Vergessenheit.

Aber nicht nur Alice Guy-Blaché wird oft übersehen. Auch Pioniere wie Louis Le Prince oder Thomas Edison, Erfinder des Kinetoskops, finden oft kaum Beachtung. Wer in diesem Kontext allerdings selten vergessen wird, sind die Brüder Lumière. Was unter anderem ihr Film „Arbeiter verlassen die Fabrik“ so besonders macht, ist die Aufnahme auf 35 mm-Film und die deutlich bessere Qualität im Vergleich zu Le Princes Werk „Roundhay Garden Scene“. Am 28. Dezember 1895 führten sie erstmals im „Grand Café“ in Paris ihre Filme vor Publikum auf. Dieser Tag wird oft als die Geburtsstunde des Films bezeichnet.

Der Ton erobert die Leinwand

Ob George Méliès mit seinem Science Fiction-Film „Die Reise zum Mond“, Edwin S. Porters „Der große Eisenbahnraub“ oder Fritz Lang mit seinem Sci-Fi-Klassiker „Metropolis“. All diese Filme haben eins gemeinsam: Es handelt sich um Stummfilme. Zu diesem Zeitpunkt fehlte es an dem technischen Know-how, Bild und Ton gleichzeitig aufzunehmen. Stattdessen wurden die Filme live von Klavier- oder Orchestermusik begleitet. Doch gut 34 Jahre nach der Entstehung des allerersten Films stellen Hans Vogt, Joseph Massolle und Jo Engl die Welt des Films auf den Kopf: 1922 erschien der erste Tonfilm „Das Leben auf dem Dorfe“ auf der Bildfläche. Die drei Männer ermöglichten mittels des Lichttonverfahrens, Bild und Ton gleichzeitig aufzunehmen.

 

Doch der Tonfilm wurde nicht von allen Menschen mit offenen Armen empfangen. Schauspieler- und Musikerverbände riefen zum Boykott auf. Als jedoch Ende der 20er-Jahre Alan Croslands „The Jazz Singer“ erstmals aufgeführt wurde, konnte der Erfolg des Tonfilms nichts mehr aufgehalten werden. Ab sofort wurde die Filmindustrie auf die Produktion von Tonfilmen umgestellt, auch wenn die Tonaufnahme noch nicht sonderlich gut war und die Filmtechnik aufgrund von platzeinnehmender Technik zurückgeworfen wurde. Filme wie Charlie Chaplins „Modern Times“ aus dem Jahr 1936 oder das Filmmusical „Singin‘ in the Rain“ von 1952 nahmen inhaltlich Bezug auf diesen Umbruch von Stumm- zum Tonfilms. Sie thematisieren und kritisieren die Probleme, die mit der neuen Technik einhergehen. 

Vom tristen Schwarz-Weiß zum realistischen Farbfilm

Während heute Schwarz-Weiß-Filme nur noch selten im Fernsehen oder Kino zu sehen sind und vermutlich eher beim älteren Publikum und den Filmliebhaberinnen und -liebhabern das Interesse wecken, waren Schwarz-Weiß-Filme am Anfang die einzige Option. Es wurde viel mit Farbe experimentiert. So färbten Filmemacherinnen und Filmemacher zu Beginn ihren Film noch nachträglich Bild für Bild ein. Der allererste farbige Film stammt bereits aus dem Jahr 1902 – ein Jahrzehnt bevor das berühmte Technicolor-Verfahren den Markt eroberte. Noch heute sind viele der Filme bekannt, die durch das Technicolor-Verfahren an Realismus gewannen. So zum Beispiel Disneys „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ oder der Film „Der Zauberer von Oz“ unter der Regie von Victor Fleming. Wer jetzt neugierig geworden ist und wissen will, wie realistisch der erste Farbfilm der Filmgeschichte aussieht, sollte in den Artikel vom Spiegel „Erster Farbfilm der Welt entdeckt“ reinschauen. 

Autorin: Ann-Sophie Linnartz

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