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Das Acht-Punkte-Papier der BKM: Nur gut gemeint?

Erst die finanzielle Förderung ebnet Filmen den Weg ins Kino.
Erst die finanzielle Förderung ebnet Filmen den Weg ins Kino. (Foto: DiMa Photography)

Unsicher und risikoreich. So oder so ähnlich stellen sich vermutlich viele das Berufsleben von Filmemacherinnen und Filmemacher vor. Gerade für Nachwuchstalente und Filmformen, die nicht als Mainstream bezeichnet werden können, scheint die deutsche Filmbranche besonders hart zu sein. Wie kann ich meinen Film realisieren, wenn ich privat keine Reserven habe, aus denen ich schöpfen kann? Die Lösung: Eine Filmförderung von Bund und Ländern. Filmschaffende beantragen bei Förderinstitutionen Gelder für ihr Filmprojekt und los geht’s.

 

So einfach ist es dann aber doch nicht. Der Weg bis ins Kino oder ins Fernsehen ist noch lang und holprig – für viele Filmemacherinnen und Filmemacher gar unwegbar. Denn der Prozess der Filmförderung ist nicht für jede Form von Film und alle Filmschaffenden gleichermaßen zu bewältigen. Jurys entscheiden, wer in welcher Höhe gefördert wird. Der Verfahren ist dabei nicht immer transparent und sinnvoll. Individuelle Fördermaßnahmen müssen her. Doch dies soll sich in Zukunft ändern. Dazu hat die Kulturstaatsministerin Claudia Roth vor wenigen Monaten ein Eckpunktepapier veröffentlicht. Die Art und Weise, wie der Bund und die Länder Filme fördern, soll so reformiert werden.

 

„Ziel einer Reform der Filmförderung kann deshalb nur sein, sie effizienter, sie schneller und ganzheitlicher zu machen. Sie soll das ganze kreative Potenzial deutscher Filmemacherinnen und Filmemacher heben, sie will künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreiche Filme und sie will bessere Ausgangsbedingungen für die jungen Filmemacherinnen und Filmemacher, für Wagnis und Risiko, neue Erzählformen und Perspektivenwechsel. Ziel ist aber auch eine Reform, die der Verantwortung für unsere Gesellschaft gerecht wird. Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit sind keine add ons“, erklärt Claudia Roth.

 

Klingt gut, oder? Im Grunde schon. Jedoch geht das noch besser, findet die AG Filmfestival und der Bundesverband kommunale Filmarbeit e. V. Gemeinsam mit neun weiteren Verbänden und Institutionen des deutschen Films haben sie eine Stellungnahme zu den Vorstellungen der BKM Claudia Roth veröffentlicht. 

Verbände fordern neues Förderungsmodell

Kern ihrer Forderung ist, dass eine zwischen Bund und Ländern koordinierte Filmförderung künftig in zwei Förderbereiche unterteilt werden soll. Beide Bereiche sollen mit je 50 Prozent des Fördervolumens ausgestattet werden und allen Vorhaben offen stehen. Auf der einen Seite soll eine Förderung nach künstlerischen Kriterien stattfinden. Überwiegend sollen nach dieser Art von Kriterien Mittel selektiv durch Jurys vergeben werden, während ein kleinerer Anteil automatisch vergeben werden soll. Auf der anderen Seite sollen Mittel ausgehend von wirtschaftlichen Kriterien verteilt werden. In diesem Fall soll die Förderung dann genau umgekehrt stattfinden: Die Vergabe von Fördermitteln nach wirtschaftlichen Kriterien soll überwiegend automatisch erfolgen und nur zu einem kleineren Anteil selektiv durch Jurys. Klingt auf den ersten Blick kompliziert, soll aber in erster Linie das Vergabesystem von Fördermitteln fairer gestalten. 

Sonderreglung für Dokumentar-, Kurz-, Nachwuchs- und künstlerische Filme ist problematisch

Fairer soll es laut Claudia Roth durch die Reform vor allem für Filmschaffende beim Dokumentar-, Kurz-, Nachwuchs- und künstlerischen Film sein. In Zukunft sollen diese Filmformen in besonderer Weise eine individuelle Förderung erfahren: Im Eckpunktepapier steht, sie sollen "durch eine eigene, selektive Förderlogik und durch je eigene Jurys einen eigenständigen Platz in der Förderung bekommen." Experimental- und Animationsfilme werden an dieser Stelle mit keinem Wort erwähnt. Das Problem beim Vorhaben der BKM ist, dass Kurzfilme sowohl dokumentarische, fiktionale oder auch hybride Formen annehmen können. Eine Trennung der einzelnen Filmformen sowie die Kategorisierung in "künstlerisch" oder "wirtschaftlich" ist nicht möglich. Das von den Verbänden geforderte Förderungsmodell kann dieses Problem bekämpfen.

 

"In unserem Modell entscheiden die Produzierenden selbst, in welcher Kategorie sie einreichen  und sie können sogar in beiden gleichzeitig beantragen. Denn hier werden nicht die Filme in "künstlerisch" oder "wirtschaftlich" eingeteilt, sondern die angesetzten Kriterien folgen künstlerischen oder wirtschaftlichen Maßgaben. Nur so kann die Marginalisierung einzelner Gattungen vermieden werden, die sonst von vornherein budgetär benachteiligt sind", betont die Initiative Zukunft Kino+Film (IZKF).

Punkt 6 greift viel zu kurz

Größter Kritikpunkt der Verbände: Punkt 6. Sie halten gerade diesen Punkt des Acht-Punkte-Katalogs der BKM, in dem es um die Unterstützung der Rezeption der deutschen Filme geht, für völlig unzureichend. Die ersten Gedanken der BKM dazu geben nicht ansatzweise konkretisierbare Ideen vor, die auch erfolgreich für die Fragestellung und darüber hinaus sein können. Die Verbände fordern, dass endlich Bedingungen geschaffen werden, die denen der etablierten Kunst- und Kulturbereiche wie bspw. Theater, Oper, Ballett oder Museen entsprechen. Die Reform solle Filmschaffenden die Produktion und Veröffentlichung ihrer Filme  auch im Öffentlich-rechtlichen-Programm  erleichtern.

 

Zudem werden die Filmfestivals in Deutschland von der BKM überhaupt nicht erwähnt, obwohl eine Unterstützung der Filmfestivals im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung fest vereinbart ist. Dabei ist der Einfluss von Filmfestivals nicht zu unterschätzen: „Die Bedeutung von Filmfestivals für die Auswertung und Vermittlung von Filmen, aber auch für die Heranbildung und Bindung eines jungen Publikums, ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Der größte Teil der in Deutschland unter kulturellen Kriterien geförderten Filme wird in den gewerblichen Kinos nicht oder nur unzureichend ausgewertet. Es sind die Filmfestivals, die hier für Sichtbarkeit sorgen. Erst durch das Publikum, das sich im Festivalkino austauschen kann, ist die mit den geförderten Filmen gewünschte kulturelle Wirkung erfüllt“, so die IZKF weiter.

 

Mit dem Thema Filmförderung und der dabei entscheidenden Rolle von Filmfestivals hat sich auch der Artikel "Filmförderung in Deutschland ohne Filmfestivals?" auseinandergesetzt. Wie es mit der Reform nun weitergeht, bleibt abzuwarten. 

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