Er ist wohl das Ziel eines jeden Filmschaffenden: Der Oscar. Kaum ein anderer Filmpreis ist so begehrt wie diese Auszeichnung. Doch der Glanz der kleinen goldglänzenden Trophäe verstellt oft die Sicht auf andere Filmpreise. Unter Umständen kennt man noch die Golden Globes, den Deutschen Filmpreis oder die British Academy Film Awards, kurz BAFTA. Dabei werden zahlreiche weitere Preise von der Filmindustrie, der Presse oder dem Publikum verliehen. Der wohl am wenigsten begehrte Filmpreis ist die goldene Himbeere, mit der die schlechtesten Leistungen ausgezeichnet werden. In unserer Filmfrage der Woche stellen wir ein paar der begehrtesten Filmpreise der Welt vor und gehen historisch auf Spurensuche, welche Filmpreise zu den ältesten Trophäen der Welt gehören.
Von den Anfängen des Films bis hin zu den ersten Filmpreisen
Allein in Deutschland gibt es unzählige Filmpreise. Ob für das beste Drehbuch (Deutscher Drehbuchpreis, seit 1988), die beste Filmsynchronisation (Deutscher Synchronpreis, seit 2019), den besten Dokumentarfilm (Phoenix-Dokumentarfilmpreis, seit 2015) oder den besten Animationsfilm (animago AWARD, seit 1997). Bei den Internationalen Filmfestspielen Karlsruhe, den INDEPENDENT DAYS, wird die KARLINA (seit 2019) verliehen, eine in der Majolika-Manufaktur hergestellte Mops-Dame, die immerhin so aus der gleichen Manufaktur stammt wie der BAMBI (1948). Doch zu diesem Preis später mehr.
Immer wieder werden neue Filmpreise ins Leben gerufen, um die Arbeit von Regisseuren, Produzentinnen, Schauspielern, Musikerinnen und vielen anderen Filmkünstlerinnen und Filmkünstlern auszuzeichnen, während andere Preise nicht länger verliehen werden. So zum Beispiel der Deutsche Nationalpreis für Buch und Film: Der Preis wurde 1934 als Teil der nationalsozialistischen Propaganda ins Leben gerufen und wäre vermutlich spätestens mit Ende des zweiten Weltkriegs nicht mehr verliehen worden. Doch die Nazis zogen selbst die Reißleine und stellten den Preis mit Beginn des Krieges wieder ein.
Die Geschichte der Filmpreise reicht also weit zurück. Doch wie weit genau? 1895 waren die ersten Filme auf Leinwand zu bestaunen. Pionier und Wegbereiter waren die Gebrüder Skladanowsky, die am 1. November 1895 die ersten Kurzfilme einem Publikum präsentierten. Ob dieses Ereignis tatsächlich im Jahr 1895 stattfand, ist allerdings umstritten. Die Geburtsstunde des Films kann dennoch auf das Jahr 1895 datiert werden. Denn Ende Dezember präsentierten die Brüder Lumière im Keller des Grand Café in Paris ihren Kinematographen. Der Film war geboren und mit ihm auch die Möglichkeit eines Filmpreises. Doch bis zur Verleihung des ersten Filmpreises sollte es noch dauern.
And the Winner are ...
… der „Photoplay Award“ sowie die „National Board of Review Awards“. Erst 25 Jahre später wurden erstmals Filmschaffende für ihre Arbeit ausgezeichnet. Der Photoplay Award ehrte zu Beginn ausschließlich den besten Film. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Preisverleihung ausgesetzt. Ab 1944 wurden außerdem die populärsten Schauspieler und der populärste Schauspieler ausgezeichnet. Der Preis geht auf die 1911 gegründete Filmzeitschrift Photoplay zurück. Zunächst wählten die Leserinnen und Leser der Zeitschrift die Gewinnerinnen und Gewinner. Später wurden die Preistragenden anhand von Meinungsumfragen ermittelt. Eine der Preisträgerinnen in der Kategorie „populärster weiblicher Star“ ist die Schauspielerin Marilyn Monroe.
Etwa zur gleichen Zeit wie der „Photoplay Award“ hat auch der Preis des „National Board of Review“ sein Debüt. Seit 1920 werden die besten Filme des Jahres von den Mitgliedern des „National Board of Review“ gekürt. Bis heute wird dieser Preis verliehen. Hingegen gibt es den Photoplay Award heute nicht mehr. Das letzte Mal wurde der Preis 1969 vergeben – die Auszeichnung konnte sich nicht gegen seine Konkurrenz durchsetzen. Filmpreise wie zum Beispiel die „National Board of Review Awards“ oder die „Oscars“ verdrängten den „Photoplay Award“.
Auch der wohl bekannteste Filmpreis blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1929 wurde der Academy Award erstmals verliehen und ist damit auf Platz zwei der ältesten Filmpreise. In diesem Jahr erst hat ein deutscher Film gleich vier Oscars mit nach Hause genommen. Die Rede ist vom Film „Im Westen nichts Neues“ von Regisseur Edward Berger, der innerhalb kürzester Zeit in den Top Drei der erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Netflix-Filme gelistet war. Ein Film, der beim Publikum gut ankommt, scheint also auch die Jury der Filmpreise zu überzeugen – oder etwa nicht? Der Blog-Beitrag „Was ist der erfolgreichste Film aller Zeiten?“ geht unter anderem dieser Frage nach.
Neben den soeben genannten Filmpreisen gibt es eine ganze Reihe weiterer alter Filmpreise. So finden unter anderem folgende Filmpreise ihren Anfang in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
- „Photoplay Award“ (1920 bis 1969)
- „National Board of Review Award“ (seit 1920)
- „Academy Award“ (seit 1929)
- Auszeichnungen der „Internationalen Filmfestspiele in Venedig“ (seit 1932)
- „New York Film Critics Circle Awards“ (seit 1935)
- „Louis Delluc Prize“ (seit 1937)
- „Golden Globe Awards“ (seit 1944)
- Auszeichnungen des „Festival de Cannes“ (seit 1946)
- „BAMBI“ (seit 1498)
- „BAFTA Awards“ (seit 1948)
Auch Deutschland ist stolz auf seine Filme
Einer der ältesten Filmpreise ist der „BAMBI“. Diese deutsche Filmauszeichnung verdanken wir einem Karlsruher. 1948 hat der Verleger Karl Fritz den „BAMBI“ ins Leben gerufen. Während der Preis zu Beginn noch privat übergeben wurde, werden seit 1955 bis heute die BAMBIs im großen Stil verliehen. Zunächst fand die Verleihung noch in Karlsruhe statt, bis sie 1965 nach München verlegt wurde.
Kurz nach dem „BAMBI“ wurde der heute höchstdotierte deutsche Filmpreis ins Leben gerufen: Der „Deutsche Filmpreis“, früher als Bundesfilmpreis und heute auch als „Lola“ bekannt. Die Auszeichnung geht mit einem Preisgeld von beinahe drei Millionen Euro einher. Erstmals wurde der Preis 1951 verliehen. Die über 2.000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie bestimmen in einem dreistufigen Auswahlverfahren die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Filmpreises.
Eine Auswahl der ältesten und bekanntesten deutschen Filmpreise
- „BAMBI“ (seit 1948)
- „Deutsche Filmpreis“ (1951)
- Auszeichnungen der „BERLINALE“ (seit 1951)
- „Preis der deutschen Filmkritik“ (seit 1956)
- „Ernst-Lubitsch-Preis“ (seit 1958)
- „Grimme-Preis“ (seit 1964)
- „GOLDENE KAMERA“ (seit 1966)
Nachdem wir nun alles über die Geschichte der Filmpreise wissen, ist jedoch noch eine Frage offen: Wie gewinnt man nun selbst solch eine Trophäe oder gar den Oscar? Auf YouTube wird dazu eine Anleitung bereitgestellt.
Autorin: Ann-Sophie Linnartz
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