· 

Für wie viele Oscars ist “Im Westen nichts Neues” nominiert?

Für wie viele Oscars ist "Im Westen nichts Neues" nominiert?

Eine wunderschöne, stille Landschaft. In seinem Fuchsbau säugt eine Füchsin ihre Jungen. Die kahlen Baumwipfel zeigen, dass wir uns im Winter befinden. Im nächsten Bild sehen wir aus der Vogelperspektive ein Schlachtfeld, der Boden gesät mit den toten Körpern gefallener Soldaten. Die Leichen werden abtransportiert, die blutige, stark verschmutzte Wäsche gewaschen und von eifrigen Näherinnen wieder in Schuss gebracht. Bis eine dieser Uniformen in den Händen des Protagonisten Paul Bäumer (Felix Kammerer) bei seiner Einberufung landet.

 

Der junge Mann, von seinen Lehrern und insbesondere dem Schulleiter euphorisch auf den militärischen Einsatz für den Kaiser, Gott und das Vaterland eingeschworen, entdeckt in der Uniform ein Namensetikett. Als er darauf aufmerksam macht, dass die Uniform wohl jemandem anderen gehört, reißt der Offizier das Ettikett schnell und fast beiläufig heraus mit dem Hinweis, dass diese dem anderen Soldaten wohl zu klein gewesen wäre. Eine Szene, welche zeigt, wie perfide die Kriegsmaschinerie die Realität umschifft und Propaganda betreibt.

 

Wie der 17-jährige Bäumer dann an die Front geschickt wird mit seinen Schulkamerade, die allesamt mit glitzernden Augen darauf warten, fürs Vaterland zu kämpfen – und vielleicht zu sterben – lässt erschaudern. Und wenige Minuten später finden sie sich auch schon wieder in dem ersten Gefecht, in welchem junge Männer, mit denen man noch vor Sekunden sprach oder zur Hilfe eilen wollten, von einer Kugel getroffen tot zu Boden stürzen. Dies zeigt, wie schnell ein Leben in einer solchen Kampfhandlung erlöschen kann und wir dem Geschehen machtlos gegenüber stehen.

 

Das Kriegsdrama “Im Westen nichts Neues” von Edward Berger hat große Chancen, bei den diesjährigen Oscars einige der begehrten Gold-Trophäen zu gewinnen. Gleich in mehreren Kategorien ist die erste deutsche Verfilmung des gleichnamigen Romans von Erich Maria Remarque aus dem Jahre 1929 nominiert. Die bildgewaltige Verfilmung überzeugt in seinen 148 Minuten durchweg und zeigt die Brutalität des Ersten Krieges ungeschönt und mit einem bravourösen Cast, darunter Stars wie Daniel Brühl, Devid Striesow oder Edin Hasanović, die sich brav unter das Ensemble

mischen.

 

Denn eine Stärke des Films ist es sicherlich, dass Regisseur Edward Berger so mutig ist, auch zahlreiche eher unbekanntere Gesichter besetzt zu haben, welche beim Publikum Nähe schaffen, da nicht ihre Prominenz davon ablenkt, dass es sich um echte junge Männer handeln könnte, welche von der ersten Euphorie, endlich gegen ihre ersten Franzosen kämpfen zu dürfen, sogleich in die grausame Realität des Grabenkriegs an der Westfront gestürzt werden, die ihnen die Panik und das nackte Entsetzen in die Gesichter treibt.

Der Film ist ein Top-Favorit bei der Oscar-Verleihung

Der letzte Erfolg eines Deutschen Films bei den Oscars war vor 15 Jahren Florian Henckel von Donnersmarcks Stasi-Drama "Das Leben der Anderen". Danach waren zwar Filme wie "Der Baader Meinhof Komplex" von Uli Edel (2009), "Toni Erdmann" von Maren Ade (2017) oder "Werk ohne Autor" von Florian Henckel von Donnersmarck (2019) nominiert, aber zogen dann bei der Preisverleihung den Kürzeren gegenüber der starken Konkurrenz.

 

So erhofft sich die deutsche Filmbranche natürlich sehr, dass es  nun dieser Netflix-Produktion gelingen wird, gleich in mehreren Kategorien zu gewinnen. Zumal "Im Westen nichts Neues" auch in der wichtigsten Kategorie nominiert ist: "Der beste Film". Weitere Kategorien sind Visuelle Effekte, Kamera, Produktionsdesign, Make-up & Hairstyling, Sounddesign, Filmmusik, adaptiertes Drehbuch und als bester internationaler Film. Ob und in welchen der insgesamt neun Kategorien sich der Film durchsetzen wird, zeigt sich in der Nacht zum Montag, 13. März 2023.

 

Und die Konkurrenz ist hart: so gilt die die Science-Fiction-Komödie "Everything Everywhere All at Once" mit insgesamt elf Nominierungen als absoluter Favorit. Ebenfalls neun Nominierungen erhielt die irische Tragikomödie "The Banshees of Inisherin". Steven Spielbergs autobiografischer Film "The Fabelmans" wurde sieben Mal nominiert, "Top Gun: Maverick" sechs Mal, "Black Panther: Wakanda Forever" fünf Mal und  James Camerons "Avatar: The Way Of Water" kommt immerhin auf vier Nominierungen.

 

Egal, wie "Im Westen nichts Neues" abschneiden wird: er lohnt sich allemal und ist natürlich bei Netflix verfügbar.

Autor: Dr. Oliver Langewitz
Autor: Dr. Oliver Langewitz (Foto: Bernd Hentschel)

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Elisabeth Mueller (Donnerstag, 26 Januar 2023 22:51)

    Der Film hat unbedingt einen Oscar verdient
    Tolle junge Darsteller in einem Film,der einem den Atem nimmt. Krieg ist immer eine unverzeihliche Aktion....