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Wie wird man Regisseur?

In den vielfältigen Medienkompetenz- und Film-Projekten des Filmboard Karlsruhe mit Kindern und Jugendlichen wird uns diese Frage besonders häufig gestellt: "Wie werde ich Regisseur?" Bei den Berufen hinter der Filmkamera ist dies DER Filmjob schlechthin, identifiziert das Publikum das Filmwerk doch häufig insbesondere mit der kreativen Leistung der Regie. Obwohl ohne die zahlreichen anderen Gewerke wie Kamera, Drehbuch, Licht, Ton, Ausstattung, Kostüm, Maske, Special Effects u. v. m. die Umsetzung der Vision eines Regisseurs oder einer Regisseurin nicht möglich wäre. Dennoch sticht auf Filmplakaten oder im Filmvorspann zumeist das Label "Ein Film von..." hervor und auch die Filmpresse fokussiert gerne die Regie als kreativer Strippenzieher einer Produktion.

 

Frägt man auf der Straße Menschen nach berühmten Filmschaffenden, so fallen dann auch meistens die Namen bekannter Regie-Größen wie Steven Spielberg, Jane Campion, Stanley Kubrick, David Lynch, Tim Burton, Kathryn Bigelow, Peter Jackson, Alfred Hitchcock oder Christopher Nolan. Dass hier insbesondere Männer genannt werden, liegt sicherlich daran, dass das Geschlechterverhältnis wie in der Filmbranche insgesamt auch beim Regie-Beruf mehr als unausgewogen ist. Dennoch sollten sich Filmfans auch mit den Arbeiten von Regisseurinnen beschäftigen, eine Auswahl von 30 spannenden Filmemacherinnen findet sich in diesem Moviepilot-Artikel.

Was macht ein Regisseur überhaupt?

Tatsächlich stellen wir immer wieder fest, dass beim potenziellen filmischen Nachwuchs gar nicht so ganz klar ist, welche Aufgabe die Regie bei einer Filmproduktion überhaupt hat. Viele junge Menschen haben hier einen verklärten Blick und völlig falsche Vorstellungen, wie schwer dieser Beruf ist und was man da überhaupt macht. Aber Bilder von großen Preisverleihungen, dem Gang über den Red Carpet und sicherlich auch die Unwissenheit, welche anderen spannenden Aufgaben es an einem Set gibt, ziehen hier magnetisch an.

 

Grob zusammengefasst ist ein Filmregisseur der künstlerische und kreative Leiter einer Filmproduktion. Bei großen Produktionen ist dessen Kernaufgabe die Inszenierung, d. h. die Umsetzung des Drehbuchs in einen Film. Neben der Anleitung der Darsteller muss die Regie ihre Vision an die verschiedenen anderen Gewerke vermitteln, sodass am Ende ein einheitliches, idealerweise hochwertiges Filmwerk heraus kommt. Gerade bei Independent Produktionen füllt ein Regisseur zahlreiche weitere Aufgaben aus, schreibt oftmals das Drehbuch selber, führt Regie und manchesmal spielt ein Regisseur auch selbst vor der Kamera (z. B. Orson Welles in dem Filmklassiker "Citizen Kane").

 

Ein YouTube-Video mit dem Regisseur Niki Stein, der in Karlsruhe zum Beispiel den Film "Big Manni" (Deutschland 2019) mit Tatort-Kommissar Hans-Jochen Wagner gedreht hat, gibt Einblicke in dessen Arbeit als Regisseur. In unserem Buch Karlsruhe als Filmkulisse geben wir weitere Einblicke in Niki Steins Arbeit, ebenso in die vieler weiterer Regisseurinnen und Regisseure wie Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff, Maren Ade oder Achim Bornhak.

Viele Wege führen auf den Regie-Stuhl

Es gibt viele Möglichkeiten, Regisseur zu werden. Hier empfiehlt es sich, in Form von Praktika oder eigenen Kurzfilmprojekten erst einmal FIlmluft zu schnuppern und für sich selbst zu erkennen, ob dieser sehr schwere und oftmals auch prekäre Beruf das Richtige für einen ist. Dank immer einfacherer und günstigerer digitaler Produktionsmöglichkeiten können auch schon Jugendliche Filme produzieren, prinzipiell ist dies bereits mit einem Smartphone möglich, obgleich derartige Produktionen sicherlich längst nicht an große (professionelle) Produktionen heranreichen.

 

Die durch die Digitalisierung bedingte "Demokratisierung des Filmsystems" bedeutet aber auch, dass immer mehr junge Menschen auf den Markt zu drängen versuchen. Die Konkurrenz ist enorm, die Zahl der Produktionen aber immer noch beschränkt, obwohl diese Dank der vielen neuen Streaming-Plattformen wie Netflix, Apple+, Disney+ oder Amazon Prime extrem zugenommen haben. Dieser starken Konkurrenz sollte sich jede und jeder bewusst sein, der oder die sich auf den Weg in die Filmbranche macht.

 

Wer sich nun also nach diesen ersten Erfahrungen sicher ist, dass der Regie-Job genau das ist, was man beruflich machen möchte, kann versuchen, einen der raren Studienplätze an einer Filmhochschule zu ergattern. In Deutschland sind dies insbesondere die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, die Filmakademie Baden-Württemberg, die Hamburg Media School, die Filmuniversität Babelsberg, die Hochschule für Film und Fernsehen München oder die ifs – Internationale Filmschule in Köln.

 

Aber auch viele Kunsthochschulen und Fachhochschulen bieten Film-Studiengänge an, über die sich die Studierenden für das Regie-Fach qualifizieren können. Beispiele hierfür sind die Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) oder auch die Hochschule für Medien in Stuttgart.

 

filmmachen.de hat eine gute Zusammenfassung erstellt, welche Aufnahmekriterien in Form von Praktika, ersten eigenen Arbeitsproben und aufwendigen, oftmals mehrstufigen und mehrtägigen Aufnahmeprüfungen an den jeweiligen Filmhochschulen zu erfüllen sind. Denn anders als bei vielen anderen Studiengängen mit Zugangsbeschränkungen, bei denen zum Beispiel ein Numerus Clausus notwendig ist, möchten die Filmhochschulen feststellen, welche Bewerberkandidatinnen und -kandidaten geeignet erscheinen, eine der wohl größten Zugangshürden zum Regiefach überhaupt.

 

Wenn man diese Hürde geschafft hat und sein Studium an der Filmhochschule beginnt, zeigen sich die vielen Vorteile. So haben Regie-Studierende die Möglichkeit, zusammen mit den Studierenden anderer Fachrichtungen gemeinsam Filmprojekte zu erarbeiten, zudem können diese auf hervorragende Infrastrukturen wie Technik, Studios, Postproduktionsstätten und zum Teil auch kleine Produktionsbudgets zurückgreifen, was für die ersten eigenen Kurzfilmproduktionen sehr hilfreich ist. Einer der größten Vorteile eines solchen Studiums ist zudem, dass man sich von Anfang an mit anderen Studierenden und mit den zumeist aus der Praxis kommenden Lehrenden sowie zu Produktionsfirmen und Sendern vernetzen kann, um so nach dem Studium an erste Jobs zu kommen.

Quereinstieg? Geht auch!

Neben dem klassischen Weg eines Regiestudiums gibt es aber durchaus auch noch weitere Möglichkeiten, seinen Berufswunsch Regie zu erreichen. Manchesmal führt zum Beispiel der Weg über eine Regie-Assistenz zum Regie-Job. Wohlgemerkt sind die Aufgaben der Regie-Assistenz in einer Filmproduktion nicht deckungsgleich mit der einer Regie, sodass durch diese Tätigkeit selbst keine entsprechende Schlüsselqualifikation erworben werden kann. Dadurch, dass die Regie-Assistenz aber sehr eng mit der Regie zusammen arbeitet und so auch viele Einblicke in deren Arbeit erhält, kann es durchaus immer einmal wieder vorkommen, dass die Assistenz dann später den Sprung ins Regie-Fach schafft (sofern dies natürlich überhaupt ihr Wunsch ist!).

 

Gerade im Independent-Bereich gibt es zahlreiche Beispiele von Quereinsteigern, die aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihres Talents und ihrer Visionen auch ohne ein entsprechendes Studium ihre Filme umsetzen konnten. Zu beobachten ist, dass hier besonders viele Quereinsteiger mit geistes- und sozialwissenschaftlichem Hintergrund als Regisseure tätig werden. Der große deutsche Autorenfilmer Rainer Werner Fassbinder scheiterte zum Beispiel zuerst an der Aufnahmeprüfung an der DFFB – zuvor war er schon an der staatlichen Schauspielprüfung gescheitert –, setzte dann aber dennoch durch seine schnelle Arbeitsweise als Autodidakt in seiner Karriere über 40 Filme und zwei Fernseh-Serien um.

 

Eines der prominentesten Beispiele eines erfolgreichen Quereinsteigers ist James Cameron, der erst als LKW-Fahrer arbeitete und sich dann mit verschiedenen Tätigkeiten hinter den Kulissen von Roger Cormans Produktionsfirma „New World Pictures“ u. a. als Production Designer und Second Unit Director tätig war. Daraufhin erhielt er sein erstes Regieangebot für den Film "Piranha 2 – Fliegende Killer". Sein Debüt-Film wurde sowohl in künstlerischer Hinsicht wie auch kommerziell ein Fiasko. Dann schrieb Cameron 1982 das auf einem persönlichen Albtraum beruhende Drehbuch für den Film "Terminator", der Film, der dann den Grundstein für seine sensationelle Hollywood-Karriere legte.

Und soll ich nun...?

Wer nun Feuer gefangen hat, eine Leidenschaft dafür hat, Geschichten zu erzählen und den Drang verspürt, diese auf die Leinwand, aufs TV-Gerät oder auf den PC zu bringen (wie sehr hat sich der Konsum von Filminhalten auf verschiedenen Medien doch mittlerweile ausdifferenziert!), sollte sich konkreter mit dem Regie-Beruf auseinander setzen. Hier lohnt zum Beispiel die Lektüre von Die Kunst der Filmregie von David Mamet. Vielleicht sind auch Gespräche mit bereits etablierten Regisseurinnen und Regisseuren sinnvoll, um konkreter zu erfahren, wie diese diesen schweren Job meistern und wie ihr Weg dahin war. Diese trifft man zum Beispiel bei Filmpremieren oder auf Filmfestivals, in Karlsruhe zum Beispiel bei den INDEPENDENT DAYS|Internationale Filmfestspiele Karlsruhe, bei denen Filmfans viele Einblicke in die Welt des Filmschaffens erhalten.

Autor: Dr. Oliver Langewitz
Autor: Dr. Oliver Langewitz (Foto: Bernd Hentschel)

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Kommentare: 1
  • #1

    Svenja_S (Mittwoch, 21 September 2022 18:49)

    Toll, super! Sehr hilfreich!!! �