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Ein cineastischer Vagabund geht auf seine letzte Reise

Der Film- und Theatermacher Matias Bleckman ist tot.
Der Film- und Theatermacher Matias Bleckman ist tot.

Der Karlsruher Film- und Theatermacher Matias Bleckman ist tot. Er war Mitbegründer des Filmboard Karlsruhe im Jahr 2007 und lebte für die darstellenden Künste. Geboren wurde er im Jahr 1949 als Sohn einer Theaterfamilie in Hannover. Zunächst begann er seine Karriere als Regie-Assistent am Stadttheater Koblenz. Als Regisseur und Darsteller vor allem im musikalischen Theater, führte es ihn – hier auch mit eigenen Stücken, eigenen Truppen und mit Solo-Shows – nach Hannover, Karlsruhe, Saarbrücken, Mannheim, Kassel, Hagen, Essen, Frankfurt, Hamburg, Wien, Zürich, Luxemburg, Budapest, New York und Los Angeles. So arbeitete er in seiner Karriere in über 50 Städten auf der ganzen Welt. Ein – ganz im Sinne der großen Rolle des Komikers Charlie Chaplin – kreativer, unruhiger Tramp, den es stets weiter zu neuen Projekten zog und die Menschen auf der Bühne und Leinwand begeisterte.

 

Neben dem Theater seine größte Leidenschaft war das Kino und hier liebte er besonders die Filme der Stummfilmära, die er bereits als 23-Jähriger in seinen eigenen Werken immer wieder mit entsprechenden Zitationen würdigte. Allen voran Buster Keaton und der deutsche Filmpionier, der Regisseur und Schauspieler Harry Piel, über den er 1993 in Düsseldorf die erste fundierte Biografie verfasste.

 

Matias Bleckman war ein Autorenfilmer durch und durch: Regisseur, Autor, Schauspieler und Produzent, zudem von einer hohen Musikalität geprägt, die er auch gerne mal am Piano präsentierte und auch als Komponist seiner Filmmusik glänzte. Seine erste eigene Filmgesellschaft, die „Bleckman-Film-Gmbh“ gründete er 1985 in Baden-Baden. Dreizehn Jahre später folgte in Karlsruhe die „Pyramid Productions“.

Eine Hommage an seine "Filmstadt" Karlsruhe

Seine ersten Independent-Filme drehte er anfangs in Karlsruhe, später dann aber auch in Köln, Hamburg, Berlin, München und Los Angeles, darunter Filme wie „Topstar“ (1972), „Street Musicians“ (1978), oder „Der Killer von Zillau“. Für den WDR drehte er in München die TV-Comedy-Serie „Pep & Company“, in der ZDF-Kult-Serie „Locker vom Hocker“ spielte er neben Walter Giller. Eine Paraderolle erhielt er in dem Kinofilm „Ultima Thule“ des Berliner Regisseurs Holger Mandel, der im Jahr 2009 unter anderem auch auf den INDEPENDENT DAYS|Internationale Filmfestspiele Karlsruhe lief.

 

In den letzten 15 Jahren widmete er sich mit der „Karlsruhe Movie Corporation“ insbesondere seiner Hommage an Karlsruhe mit der sozialsatirischen Komödie „Die irre Welt von Moonshine-City“, in der zahlreiche Lokalprominenz mitwirkte, darunter der damalige Baudezernent Michael Obert, der Kabarettist und Stadionsprecher Martin Wacker, die Schauspielerin Nina Fiedler oder Kabarettist und Sandkorn-Chef Erik Rastetter. Er selbst mimte Micky Bleck, der gegen finstere Kräfte in einer korrupten Stadtgesellschaft zu kämpfen hat. In Erinnerung bleiben wird hier insbesondere auch die mit hohem Aufwand gedrehte Sprengung eines Dixieklos auf dem Alten Schlachthof Karlsruhe, der Showdown des Films. Leider gelang ihm die mit großer Spannung und Vorfreude erwartete Fertigstellung seines letzten großen Werkes aus gesundheitlichen Gründen nie zu Lebzeiten, obgleich der Film bereits in weiten Teilen fertig geschnitten ist.

 

Matias Bleckman, der sensible Mann mit großem Herzen, verstarb an Karfreitag nach langer Krankheit. Er hinterlässt ein filmisches Oeuvre, das insbesondere auch als historisches Dokument für Karlsruhe von großem Interesse ist und ein außergewöhnliches Kapitel der unabhängigen Filmkunst darstellt, mit dem er stets lebendig bleiben wird.