Derzeit befinden wir uns mit einer noch nie dagewesenen Situation konfrontiert. Das Corona-Virus (Covid-19) legt ganze Volkswirtschaften lahm und es gibt keinen Wirtschaftszweig, der nicht in irgendeiner Weise davon betroffen wäre. Besonders hart trifft es die Kultur- und Kreativwirtschaft, da hier besonders viele Freelancer und Kleinstunternehmen nun vor großen wirtschaftlichen Problemen stehen. Schon heute sind die meisten Aufträge in Form von Messen, Festivals, Konzerten, Veranstaltungen und Filmdrehs ausgefallen oder auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Wer in der Vergangenheit keine Rücklagen bilden konnte, um die nächsten Monate zu überstehen, ist nun auf Unterstützung angewiesen. 65 Prozent der Selbständigen und kleinen Unternehmen sehen laut einer Umfrage von Jimdo eine Existenzgefahr für ihr Unternehmen.
Auch im Filmboard Karlsruhe-Netzwerk herrscht eine große Unsicherheit und auch Existenzängste werden uns dieser Tage immer wieder zugetragen. Welche Maßnahmen getroffen werden können, soll dieser Blog-Beitrag aufzeigen. Generell gilt: Die Lage in Deutschland ist unübersichtlich, da Bundesländer, Regionen und Städte noch unterschiedliche Maßnahmen ergreifen, wie Crew United darstellt. Der rasche Handlungsbedarf ist groß und Soforthilfen nötig. Die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg gibt hier einen Überblick über Unterstützungsmöglichkeiten. Auf Antrag können zum Beispiel laufende Vorauszahlungen zur Einkommensteuer bzw. Körperschaftsteuer abgesenkt werden.
Wer auf Grund des Coronavirus offiziell unter Quarantäne gestellt wird, einem Tätigkeitsverbot unterliegt und dadurch einen Verdienstausfall erleidet, kann über das örtlich zuständige Gesundheitsamt eine Entschädigung beantragen. Unternehmen mit mindestens einem Mitarbeiter können Kurzarbeitergeld beantragen.
Welche Maßnahmen können konkret ergriffen werden?
Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS in ver.di) empfiehlt verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung von Kulturschaffenden durch öffentliche Hand, Verwerter, Verwertungsgesellschaften, aber auch durch die Medien. Künstlerinnen und Künstler sollten abgesagte und ausgefallene Lesungen und Auftritte mit Datum, Zeit- und Gehaltsangaben sowie Veranstalter (privatwirtschaftlich oder teilweise/komplett öffentliche Hand) dokumentieren. Ebenso sollte eine eigene Schätzung der Verluste auf den Monat oder sogar das Jahr vorgenommen werden.
Wer als Künstler in der Künstlersozialkasse gemeldet ist, kann hier ebenfalls entsprechende Maßnahmen umsetzen beziehungsweise in die Wege leiten. Lässt sich die Schätzung des gemeldeten voraussichtlichen Jahresarbeitseinkommens im laufenden Jahr nicht verwirklichen, weil zum Beispiel Aufträge storniert werden, besteht jederzeit die Möglichkeit, der KSK die geänderte Einkommenserwartung zu melden. Wer keine Einnahmen erzielen kann, weil z. B. Konzerte, Ausstellungen u. ä. abgesagt werden, hat zudem die Möglichkeit, Leistungen nach dem Zweiten Buch, Sozialgesetzbuch (ALG II) zu beantragen.
Auch steuerlich kann nun Einiges in die Wege geleitet werden: Wer die Leistungen eines Steuerberaters in Anspruch nimmt, kann nun verstärkt auf dessen Expertise vertrauen. So gibt es die Möglichkeit, fällige Steuernachzahlungen aus den Vorjahren stunden zu lassen und die Vorauszahlungen (zunächst) für das zweite Quartal 2020 anpassen zu lassen bzw. auf Null Euro herabzusetzen. In dringenden Fällen eines Liquiditätsengpasses kann auch versucht werden, bereits die zum 10. März 2020 abgebuchten VZ zurück zu holen. Ob dies möglich ist, muss im Einzelfall durch die Fachberatung eines Steuerberaters geklärt werden. Gegebenenfalls kann hier auch ein Steuerhilfeverein beratend hinzugezogen werden.
Und auch auf Bundesebene wird viel daran gesetzt, die Wirtschaft zu entlasten. Das Bundesfinanzministerium bringt hier ein milliardenschweres Hilfsprogramm und steuerpolitische Maßnahmen auf den Weg. Möglichst kein Unternehmen soll durch die Epidemie in Existenznot geraten und möglichst kein Arbeitsplatz verloren gehen. Bestehende Programme für Liquiditätshilfen werden erheblich ausgeweitet, um den Zugang zu günstigen Krediten zu erleichtern. Zusätzliche Sonderprogramme für alle entsprechenden Unternehmen werden bei der KfW aufgelegt. Ebenfalls ein umfangreiches Maßnahmenpaket mit Hilfsfond speziell für die Filmwirtschaft hat die FFA beschlossen.
Auch das K³-Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe informiert in einem Sondernewsletter über Finanzhilfen für Kultur- und Kreativschaffende in der Corona-Krise. Zudem hat Karlsruhes Kulturbürgermeister Dr. Albert Käuflein zugesagt "die Möglichkeiten von Hilfe zu prüfen", nachzulesen in einer städtischen Pressemitteilung. Derzeit bleibe allen nur, alles zu tun, damit die Ausbreitung der Krankheit so weit wie möglich begrenzt werde. Nach der Überwindung der Krise würden Kunst und Kultur "umso mehr gefragt sein" Menschen zusammenzubringen und "Begegnungen und Gespräche, Austausch und Kunsterlebnisse für alle zu ermöglichen." Rechtliche Tipps gibt es zudem gut zusammengefasst im Blog der ARFMANN Rechtsanwaltsgesellschaft.
Neue Perspektiven finden: Kreativität ist gefragt
Es war und ist seit jeher die Stärke der kreativen Köpfe, Dinge neu und umzudenken, Innovationen zu schaffen und aus der Not eine Tugend zu machen. Das klingt nach einer reinen Durchhalteparole, ist aber in der jetzigen Situation tatsächlich sehr Ernst gemeint. Anstelle sich nun im Home Office zu verkriechen und auf bessere Zeiten zu hoffen, kann sicherlich die Zeit genutzt werden, um liegen gebliebene Büroarbeit aufzuarbeiten, neue Projekte zu entwickeln oder eben auch neue Dienstleistungen zu kreieren, die für eine derartige Situation nützlich sind.
Andere Wirtschaftsbereiche stehen nun vielleicht vor der Herausforderung, verstärkt mittels Online-Kommunikationen interagieren zu müssen. Hier können sicherlich gerade auch die Anbieter audiovisuellen Contents mit ihrer Expertise punkten und entsprechende Angebote schaffen. Vielleicht erschließt Ihr so auch ganz neue Kundenkreise.
Seid also kreativ und verliert nicht den Mut! Die Zeiten werden hoffentlich bald wieder besser. Ihr seid jedenfalls nicht allein und so bleibt am Ende dieses Beitrags der wohl wichtigste Wunsch in diesen Tagen:
Bleibt gesund!