Neben zahlreichen Filmprojekten und Veranstaltungen, die 2018 und 2019 in Karlsruhe und Umland realisiert wurden, stand unsere Arbeit ganz im Zeichen der Vernetzung und Verbesserung der
Strukturen für die Filmbranche der TechnologieRegion Karlsruhe. So wirkte das Filmboard Karlsruhe e. V. im Interreg-Projekt „Film am Oberrhein“ mit. Im Rahmen dieser Initiative intensivieren 20
Partner der Film- und audiovisuellen Medienbranche des Oberrheingebiets (Frankreich, Deutschland, Schweiz) seit Jahresbeginn 2018 ihre grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Das Projekt will im
Oberrheingebiet innovative Förderkonzepte und einen gemeinsamen Raum für grenzüberschreitende kreative Initiativen und Experimente entwickeln. Auch das Filmboard Karlsruhe arbeitet als
assoziierter Partner in diesem Netzwerk mit.
„Film am Oberrhein“ regt den Austausch unter in der Region ansässigen Fachleuten der Branche (Produzenten, Filmtechniker, Autoren, Regisseure, Dienstleister, Förderer, FilmCommissions), sowie mit
Studierenden und Lehrkräften an, damit diese die Ressourcen und Aktivitäten des Nachbargebiets besser kennenlernen und so neue gemeinsame kreative Dynamiken über die Grenze hinaus entstehen. Das
Projekt entspricht mit diesem Objektiv dem spezifischen Ziel 9 des Interreg-Programms: Steigerung des Arbeitsplatzangebotes durch die Entwicklung strategisch relevanter Wirtschaftssektoren am
Oberrhein.
Film am Oberrhein vernetzt Filmemacher dreier Länder
Der Aktionsplan von „Film am Oberrhein“ umfasst drei Bereiche: 1. die Entwicklung eines dreisprachigen Online-Portals für die Filmbranche, 2. die Vernetzung von Filmstudierenden und Fachleuten
der Film- und audiovisuelle Medienbranche und 3. die Sensibilisierung der Branche für Greenshooting, um ökologisch nachhaltige Filmproduktionen zu fördern sowie einen grenzüberschreitenden
Erfahrungsaustausch über Methoden zur Verringerung von Emissionen bei Filmproduktionen zu forcieren. In diesem Rahmen ermöglichte das Filmboard in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung
Karlsruhe eine fünftägige Weiterbildung zu Green Consultants in den HFG-Räumlichkeiten unter der Leitung des Sustainability Managers Philipp Gassmann im Herbst 2018. Hieran nahmen
Produktionsleiter, Aufnahmeleiter, Redakteure von SKY, ZDF, SWR u. a. teil. In Folge dieser Ausbildung wurde das Green Office Karlsruhe im Filmhaus auf dem Alten Schlachthof gegründet, das als
zertifizierter Ansprechpartner Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen berät.
Da wir uns mit dem Jahr 2020 bereits dem dritten Jahr des aktuellen Interreg-Projekts nähern, laufen derzeit bereits Gespräche für eine Bewerbung um eine Interreg-Projektverlängerung für weitere
drei Jahre, an denen auch das Filmboard Karlsruhe beteiligt ist.
Filmfestivals werden für die Filmauswertung immer wichtiger
Auch mit Blick auf die hiesigen Filmfestivals tut sich Einiges: Bei einem ersten Zusammentreffen am 4. Juli in Kassel haben sich über 60 deutsche Filmfestivals zusammengetan, eine
Arbeitsgemeinschaft (AG) Filmfestival zu gründen. Ziel der AG ist es, sich untereinander zu vernetzen, bessere Bedingungen für Filmfestivals in Deutschland zu schaffen und gemeinsam mit den
Filmschaffenden und anderen Verbänden Filmkultur zu stärken und zu fördern. Zu den Gründungsmitgliedern zählen die größten und ältesten Filmfestivals in Deutschland, Filmfestivals aus allen
Regionen und Sparten, darunter auch die INDEPENDENT DAYS|Internationale Filmfestspiele Karlsruhe.
Filmfestivals stehen am Beginn der Auswertungskette. Sie begreifen sich als Teil der Filmwirtschaft sowie der kulturellen Praxis Kino und ihrer Vermittlung. Allein in Deutschland gibt es circa
400 Filmfestivals, weltweit mehrere Tausend. Sie stellen in Deutschland eine in Umfang und Wirkung ernstzunehmende Auswertung deutscher Filme im Kino dar und ihr Anteil an der Kinoauswertung
deutscher Produktionen wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen. Im Gegensatz zu den schwindenden Zuschauerzahlen im Kino verzeichnen Filmfestivals eine stetig zunehmende Nachfrage. Im
Bemühen, die Kinoauswertung deutscher Filme attraktiver zu machen, kommt Filmfestivals eine zentrale Bedeutung zu.
In einer Stellungnahme zur Novellierung des Filmförderungsgesetztes (FFG) fordert die AG Filmfestival: „Die Novellierung des FFG muss die Frage beantworten, wie das Kino als Auswertungsort von Filmen aufgewertet werden kann und welchen Stellenwert das Kino im Spektrum der Auswertungszusammenhänge künftig noch einnehmen soll. Filmfestivals tragen überdies zur sozialen Aufwertung von Kinoräumen erheblich bei. Kinos profitieren in der Folge auch durch Kinopreise mittelbar von der Durchführung von Filmfestivals. Bei der Novellierung des Filmförderungsgesetzes aber wurde deren Stimme bislang gar nicht gehört. Filmfestivals müssen im FFG künftig stärker berücksichtigt werden, auch wenn ihre Sichtweise mit den Herstellern und Kinobetreibern viele Berührungspunkte aufweist.“ (Zitat Präambel Stellungnahme AG Filmfestival) Das nächste Treffen der AG Filmfestival fand im Rahmen von DOK Leipzig (28. Oktober bis 3. November 2019) statt. Aber auch mit Blick auf die Nivellierung der Filmkonzeption des Landes Baden-Württemberg engagieren wir uns, die Förderkultur auch für die Karlsruher Filmfestivals zu verbessern, die bisher leider keine Berücksichtigung fanden.
Exzellenzcluster Filmmusik, Augmented Reality, Unesco Creative City of Media Arts
Zwei wichtige Themenfelder entwickelt das Filmboard Karlsruhe zusammen mit verschiedenen Partnern weiter. So möchte ich auf das in der Entstehung befindliche Exzellenzcluster „Filmmusik am
Oberrhein“ hinweisen, das in Kooperation mit der MAI – Music Academy International in Nancy, der FilmComission Nordbaden und weiterer regionaler Partner entsteht. Um diesen Kontakt zu
intensivieren, reiste am 9. November 2019 eine Karlsruher Filmboard-Delegation nach Nancy, um hier die Weiterführung der bestehenden Kooperationen und neue Projekte zu diskutieren.
Zudem beschäftigen wir uns mit neuen Narration in den Bereichen Augmented Reality und Virtual Reality zusammen mit der Hochschule Karlsruhe – Wirtschaft und Technik. Hier entsteht eine App im
Rahmen des AR Spacial Workshops, der Ende 2019 eine Förderung aus dem Interdisziplinären Fördertopf Kunst, Wissenschaft und Technologie erhalten hat. Mit diesen Beiträgen werden wir sicherlich
auch als Mitglied des Advisory Boards das Netzwerk des neuen Titels „Karlsruhe – UNESCO Creative City of Media Arts bereichern, den Karlsruhe seit Herbst 2019 tragen darf. Hier freuen wir uns auf
viele neue Netzwerke, Projekte und Kooperationen.