Immersion, künstliche und künstlerische Intelligenz sowie die Philosophie des Experiments stehen im Fokus des achten Beyond Festival, das vom 27. bis 29. September erstmals in Heilbronn stattfindet. Es widmet sich dem Thema „Future Design“ und ist ein kreativer Zusammenschluss von Wissenschaft, Technologie und Kunst. Das Festival möchte Räume für derzeit noch Unvorstellbares öffnen.
Big Data, künstliche Intelligenz, virtuelle Realitäten. Vieles von dem, was für die nächsten Jahre prognostiziert wird, treiben technologische Trends an. Technologische Systeme schaffen oftmals soziale und politische Wirklichkeiten, bevor ein gesellschaftlicher Diskurs darüber beginnt. Beim Beyond Festival kommen Künstler, Denker, Wissenschaftler, Techniker, Ökonomen und Hacker zusammen, um in die Zukunft zu blicken. Sie möchten zur freien Entfaltung anregen und dabei helfen, Trends zu identifizieren sowie neue Technologien kreativ und emanzipatorisch zu nutzen, um daraus lebenswerte Zukünfte zu erzeugen. Für Geschäftsführer Dr. Wolfgang Hansch ist die experimenta der ideale Austragungsort für das Beyond Festival: „Als Science Center ermuntern wir unsere Besucher, sich interaktiv mit Wissenschaft und Technik zu beschäftigen. Wir stellen dabei Alltagsfragen genauso in den Fokus wie die Ergebnisse hochmoderner Forschung – stets mit der Intention, Veränderungen positiv und mit Neugierde auf der Basis humanistischer Wertvorstellungen anzunehmen.“
Internationale Strahlkraft für die "Future Design Bewegung"
Das diesjährige Beyond Festival präsentiert audiovisuelle Installationen ebenso wie Filme und stellt im Rahmen des Future Design Symposiums Kunstformate und Medien wie Augmented Reality, 3D, Virtual Reality oder künstliche Intelligenz aus. Bei dem in dieser Form einmaligen Treffpunkt für Zukunftsgestalter werden rund 35 nationale und internationale Experten neue Formate erlebbar machen, den kritischen Diskurs anstoßen sowie Chancen und Risiken der Zukunftstechnologien aufzeigen. Das englischsprachige Future Design Symposium möchte eine breite Aufmerksamkeit auf zukünftige Entwicklungen lenken und zu qualifizierten Debatten anregen. Für den Leiter des Beyond Festivals, Ludger Pfanz, steht fest: „Wir verstehen uns nicht nur als Festival, sondern als ein kreatives Netzwerk, welches die Möglichkeit bietet ein Element der "Future Design Bewegung" zu werden, indem wir die individuelle und kollektive Schöpfung ermutigen und kultivieren. Die Ideen, Projekte und Erzählungen von heute sind die Grundlage der Geschichte von morgen“.
Einen wichtigen Teil tragen dazu die von künstlicher Intelligenz inspirierten oder erzeugten Kunstwerke bei. So ist beispielsweise das im Foyer der experimenta ausgestellte Objekt „DeepWorld“ von Marco Kempf eine Zusammenstellung künstlich geschaffener Länder. Dafür wurden spezifische Daten bestehender Länder verwendet, um daraus neue Hymnen, Flaggen und weitere länderspezifische Merkmale zu schaffen.
Spektakulär ist die Installation „Artificial Muse“ des Berliner Malers Roman Lipski und des Technologen Florian Dohmann, die am Freitag, 27. September, um 20 Uhr gezeigt wird. Die Bühneninstallation zeigt die Zusammenarbeit zwischen Maler und Maschine: Roman Lipski malt live ein Motiv auf Leinwand. Die Muse analysiert dieses und generiert dank generativer neuronaler Netzwerke in Echtzeit diverse Interpretationen seiner Arbeit und eröffnet neue Perspektiven auf sein kreatives Schaffen. Die digital generierten Bilder erscheinen auf der Projektionsfläche – sichtbar für Lipski und das Publikum. So erleben die Zuschauer den künstlerischen Dialog zwischen Maler und künstlich intelligenter Muse hautnah. Ein weiterer Höhepunkt ist ein Klavierkonzert mit einem Biocomputer, das die Besucher am Samstag, 28. September, in zwei Vorstellungen um 18 und 19 Uhr erwartet. Der Biocomputer vonEduardo Reck Miranda verwendet Elektromagnete, um die Saiten des Klaviers und der Schlaginstrumente in Schwingung zu versetzen. Dabei handelt es sich um Bioprozessoren, die mit einem einzelligen Organismus hergestellt wurden, der als Physarum polycephalum bekannt ist.
Die dreitägige Veranstaltung ist offen für alle
Um „Liebe, Sex und Bots“ geht es im Vortrag von Holger Volland am Samstag, um 19:30 Uhr, im Science Dome der experimenta. Der Autor des Buchs „Die kreative Macht der Maschinen“ forscht über die Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Kultur und zeigt in seinem Vortrag, inwieweit Maschinen bereits heute die menschliche Kreativität und Kultur beeinflussen können.
Das Beyond Festival versteht sich nicht nur als Treffpunkt für Experten, sondern ist offen für alle. Das dreitägige Konferenzticket kostet 150 Euro für Erwachsene und 50 Euro für Studierende. Für 60 beziehungsweise 20 Euro ist das Tagesticket erhältlich. Karten für die Installation „Artificial Muse“ und das Konzert mit dem Biocomputer kosten zehn und ermäßigt acht Euro, während die Zuhörer den Vortrag „Liebe, Sex und Bots“ von Holger Volland für sechs beziehungsweise vier Euro erleben können. Die Tickets sind erhältlich über Reservix.