Am 11. Juli 2019 findet von 15 bis 22 Uhr die fünfte Ethnografische Filmschau im Neuen Hörsaal des Institutes für Theoretische Physik in der Albert-Überle Str. 3-5 in Heidelberg statt. Die gezeigten Filme entstanden im Rahmen des Seminars "Ethnographischer Film" am Institut für Ethnologie an der Universität Heidelberg. Sowohl die Themenfindung als auch der Prozess des Filmens und Schneidens lag in der Verantwortung der Studierenden. Einlass ab 14:30 Uhr.
Unter Leitung des erfahrenen Filmemachers Christoph Bertolo fand nun schon zum fünften Mal der beliebte Kurs zur ethnografischen Filmproduktion statt. Ziel des Seminars ist es, den Studierenden das theoretische Wissen und die technischen Fähigkeiten zu vermitteln. Von Bildgestaltung über Ton - in den vergangenen zwei Semestern haben sie die Grundlagen vermittelt bekommen, um über selbstgewählte Themen eigene Filme zu machen. Und die Ergebnisse sind beeindruckend.
In diesem Jahr werden sieben Kurzfilme auf die große Leinwand gebracht, deren Fokus sogar über die Rhein-Neckar Region hinausgeht. Die Studierenden präsentieren und diskutieren mit Protagonisten und allen Interessierten die Filme: "Drei, Zwei, Eins…Schlaf! – Hypnose in der Praxis", "Einsamkeit in Heidelberg – Erfahrungen des Alleinseins", "Mein Zug fährt erst morgen – Wie Senioren ihren Alltag gestalten", "Mālu Kanua – Das Leben als Stelzenfischer in Sri Lanka", "Ein hingebungsvoller Weg zurück – Die bunte Welt der ISKCON Bewegung in Heidleberg", "Ein Wochenende im Rausch – Fastnacht in Lörrach" und "Die fünfte Jahreszeit – Facetten des Kölner Karnevals".
"Drei, Zwei, Eins…Schlaf! – Hypnose in der Praxis" – Hypnose ist ein Verfahren, das es gibt, solange es die Menschen gibt. Die alternative Heilpraxis kämpft jedoch mit vielen Vorurteilen. Der Film begleitet die kleine Mia, die mit Schlafproblemen kämpft und zusammen mit ihren Geschwistern von einem professionellen Therapeuten lernt, sich selbst in die hypnotische Trance zu versetzen.
Filmprogramm überzeugt durch starke Themensetzung
Mit dem schlichten Titel "Einsamkeit in Heidelberg – Erfahrungen des Alleinseins" wird thematisiert, was wirklich jeden an dem ein oder anderen Punkt im Leben beschäftigt. Studierende, Senioren, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Heidelberg haben sich dem Filmteam geöffnet. Welche Hürden führten für sie zur Einsamkeit? Inwieweit trägt man selbst die Verantwortung? Welche Wege führten sie wieder hinaus? Ein Film über die An- und Abwesenheit sozialer Beziehungen, den Wert von Gemeinschaft und wie dies uns Menschen prägt.
Der Film "Mein Zug fährt erst morgen – Wie Senioren ihren Alltag gestalten" wirft Licht auf eine Welt, die vielen unbewusst ist. Wie verbringen die Heidelberger Senioren ihre durch die Rente gewonnene Zeit? Welche Themen beschäftigen sie? Das Material zeigt kreative Freizeittätigkeiten und fängt damit nicht nur die ernsten Seiten des Alters, sondern auch die ungetrübte Lebensfreude der Protagonistinnen und Protagonisten ein.
"Mālu Kanua – Das Leben als Stelzenfischer in Sri Lanka" bietet einen Einblick in den Alltag eines traditionellen Stelzenfischers an der Südküste Sri Lankas. Aus seinem kleinen Fischerdorf entstand in den letzten Jahren ein beliebtes Ziel für Touristen, und in diesem Zuge veränderte sich auch die Dorfstruktur: Hotels, Resorts und Hostels entstanden um ihn herum. Der Fischer schafft einen kreativen Raum, in dem sich traditionelles Fischen und Tourismus nicht ausschließen und vermittelt eine Vorstellung welche Auswirkung die zunehmende Dynamik des Tourismus auf den Stelzenfischer hat.
Was bringt Menschen aus Deutschland, Europa und der sogenannten "westlichen" Welt, zu einer Religion und einem Lebensstil, deren Handlungen, Traditionen und Herkunft so fern und fremd von unseren Gewohnheiten sind? Der Film "Ein hingebungsvoller Weg zurück – Die bunte Welt der ISKCON Bewegung in Heidleberg" will die bunte Welt der ISKCON Heidelberg Devotees zeigen, besser als „Hare Krishna“ bekannt, was sie zu dazu bewegt, sich dieser Bewegung anzuschließen, ihre Rituale, ihre Werte, ihre Geschichten. Lassen Sie sich von der Schwingung mittragen, von mantrischen Klängen entführen und genießen Sie die Farbenpracht.
Anfang März in Lörrach: An diesem Wochenende vor der Fastenzeit füllen sich die Straßen der Stadt mit bunten Gestalten, es wird ausgelassen gefeiert und aus jedem Winkel dröhnt Guggenmusik. Durch das zunehmende Chaos folgen drei nüchterne Ethnologie-Studentinnen den "Maiebueler Häxebäse" aus Stetten. Wie der Titel des Films "Ein Wochenende im Rausch – Fastnacht in Lörrach" anmuten lässt, liegt die Tradition zwischen Holzmasken und Bierbong am Ende im kollektiven Rausch.
Als "Die fünfte Jahreszeit – Facetten des Kölner Karnevals" wird der Karneval auch gern bezeichnet. Die Filmschauenden begeben sich in die Karnevalshochburg Köln, welcher durch ihre enthusiastische und exzessive Auslebung des Karnevals, zum Weltruhm verholfen wurde. Entstanden ist der Film in der Hochphase des alljährlichen Karnevals zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch. Unterschiedliche Karnevalsgesellschaften und "Jecken" bei ihrem Tun begleitet und in Kontrast zum jährlich wachsenden "Karnevals-Partytourismus" gesetzt.
Eine große Auswahl vergangener Filmprojekte finden sich auf der Webseite des Lehrstuhles für "Visuelle und Medienanthropologie" des Exzellenzclusters "Asien und Europa in globalem Kontext".
Aufführungsort ist in diesem Jahr der Neue Hörsaal in der Albert-Überle Str. 3-5, also direkt am Fuße des schönen Philosophenweges. Wer die Gelegenheit nicht für einen kleinen Spaziergang nutzen möchte, findet alle wichtigen Infos zur Anfahrt online.