Eine Kindheit (und Jugend) ohne die beiden wild um sich prügelnden Recken Bud Spencer und Terence Hill wäre für mich unvorstellbar. Ihre Filme sog ich leidenschaftlich auf, baute zu den zähen Burschen wie so viele andere Fans eine parasoziale Beziehung auf. Und während der "Dicke", Bud Spencer, der sich stets vor die Schwächsten stellte, die Armen, die Kinder, eher als väterlicher Freund erschien, so konnte ich mich immer besonders gut mit seinem dünnen Kompanion, Terence Hill, identifizieren mit seinen coolen Sprüchen und seiner beeindruckenden Steh auf-Mentalität. Auch seine Solowerke, allen voran "Mein Name ist Nobody" mit Peter Fonda und "Der Super-Cop" sind Filme, die ich auch auch heute noch gerne und immer wieder schaue. Das sind Filmklassiker mit großen Bildern, oftmals epischer Musik, immer passend zur Geschichte ausgewählt. Einfach Filme, die Spaß machen, ohne mit ihrer ernstlosen Beschwingtheit zu kokettieren.
Ein Bericht von Oliver Langewitz
Am Montag, 27. August 2018, erfüllte sich demnach auch ein Kindheitstraum, als Terence Hill himself nach einer Kräfte zährenden Kinotournee durch Deutschland auch nach Karlsruhe kam um seine neue Regiearbeit "Mein Name ist Somebody" bei den Kinonächten in Schloss Gottesaue zu präsentieren. Schon früh füllte sich sich an diesem Abend die Fläche vor der großen Leinwand, 2.600 Menschen waren gekommen, um ihr Idol persönlich zu treffen. Manch einer hatte Soundtrack-Platten ihrer Lieblingsfilme zum signieren dabei, manch einer war ihm auf seiner Tour nachgereist, um ihm nah zu sein, sodass sich um die Absperrung im vorderen Bereich der Leinwand schnell eine Menschentraube bildete.
Gegen 21 Uhr hatte dann das Warten ein Ende und Terence Hill war tatsächlich endlich gekommen, umbrandet von frenetischem Jubel und Applaus der Menge. Das zeigte, dass es mit der Heldenverehrung nicht nur mir so ging, wobei ich mich glücklich schätzen durfte, als berichtende Presse auf der anderen Seite der Absperrung stehen zu dürfen und am Ende sogar ein Autogramm und einen Händedruck ergattert zu haben. Die Traube um den italienischen Star, der mit bürgerlichem Namen bekannterweise Mario Girotti heißt, wurde immer größer und man merkte auch den Journalistenkollegen an, dass selbst sie diese Begegnung nicht kalt ließ. Wie gelingt es jemandem scheinbar so ganz nebenbei und leichtfüßig, die Herzen höher schlagen zu lassen?
Persönliche Anekdoten bereichern den Abend
Eigentlich wirkt Terence Hill fast schüchtern, als er brav in fließendem Deutsch die Interviewfragen beantwortet, stets höflich und aufmerksam. Und er weiß, was er an seinen deutschen Fans hat, denn sicherlich zählt der deutsche Filmmarkt seit jeher zu seinen wichtigsten. Dass er auch einen persönlichen Bezug zu Karlsruhe hat, lässt er uns wissen, denn sein Bruder arbeitete mehrere Jahre hier als Lehrer, sodass der Filmstar schon mehrfach in der Fächerstadt zu Besuch war. Man muss nicht gleich eine Brücke, ein Schwimmbad oder die Kombi-Lösung nach ihm benennen, um dieser Verbindung zu huldigen, aber es freut einen als Karlsruher doch ungemein, solch eine Anekdote zu hören, die ihn gedanklich noch näher heran bringt.
Und diese Anekdote bleibt natürlich nicht allein. Als er die Bühne vor der Leinwand betritt, sind die Besucherinnen und Besucher außer sich. Hill bittet um einen Stuhl, nicht um sich zu setzen, sondern um auf diesen zu steigen, damit ihn die Menschen besser sehen können - und er sie. Mit 79 Jahren wäre ich gerne auch so behende und flink wie der anscheinend kaum alternde Blondschopf, ich wünsche ihm noch viele gesunde Jahre!
Er habe gar nicht gewusst, wie viele Freunde er hier in Karlsruhe hat! Das klingt nicht nur ehrlich, sondern erscheint von Herzen Ernst gemeint. Moderator Sven Varsek hat ein leichtes Spiel, denn ist Hill ganz in seinem Element und gibt der Masse, was sie sich wünscht, nahezu ohne Zwischenfrage. Alte Geschichten: über sein kennen lernen mit Bud Spencer, über ihre gemeinsame Zeit und ihre Freundschaft.
Traurig wird es am Ende, als Hill davon erzählt, wie er von Bud Spencers Tod 2016 in Rom erfahren hatte. Er war gerade auf Drehortsuche nach einer Villa im Psycho-Stil, als er die Nachricht über Telefon erhielt. Und da wusste er, dass er genau an diesem Ort drehen möchte. Dass auch in seinem neuen Film viele Elemente dieser Freundschaft verarbeitet werden, ist sicherlich denn auch eine Stärke seines Erstlingswerks.
Ein Film über Einsamkeit, Freundschaft und die Vergänglichkeit des Lebens
"Mein Name ist Somebody - Zwei Fäuste kehren zurück" erzählt die Geschichte von Thomas (Terence Hill), der mit dem Motorrad in die Wüste fahren möchte. Gleich zu Beginn rettet er Lucia (Veronica Bitta) vor zwei dunklen Gesellen. Bitta erinnert hierbei stark an die junge Franka Potente, sowohl optisch als auch in ihrem Spiel und überzeugt durch ihr frisches, aber auch trauriges Spiel, das den eigenbrödlerischen Thomas doch recht schnell für sich vereinnahmen kann.
Dass es gesundheitlich schlecht um die junge Frau bestellt ist, verschweigt sie und so bleibt der Grund ihrer Melancholie vor Thomas Augen verborgen, der versucht, ihr die schönen kleinen Dinge im Leben zu vermitteln. Auf einen Prügelfilm in klassischer Manier wartet der Zuschauer fast vergebens, nur eine Kneipenschlägerei wartet als Reminiszenz an frühere Spencer/Hill-Filme auf, die ungemein witzig daher kommt und für sich alleine funktioniert, aber leider nicht wirklich zum restlichen Film passt, der mit unerwartet leisen, manchesmal auch äußerst philosophischen Tönen daher kommt.
Etwas zäh gestaltet sich der Versuch Hills, in seinem Film auch Bezüge zu früheren Werken herzustellen, zum Beispiel, wenn er in der Wüste seinen Schatten auf der Fassade einer Baracke entdeckt und diesen zu fangen versucht. Da entdeckt man den Bezug zur Lucky Luke-Realverfilmung, doch leider passt diese Handlung nicht zu seiner Filmfigur. So reihen sich kurze Impulse aneinander, die alle für sich in irgendeiner Weise verzaubern, allerdings an der schwachen Struktur der eigentlichen Filmgeschichte aber zerbrechen.
Trotz fehlender großer Antagonisten, wie wir dies aus früheren Filmen von Hill kennen, gehen die 90 Minuten recht flott vorbei und man muss auch sehen, dass es sich um die erste Regiearbeit eines großen Filmstars handelt, der in diesem Film auch seinen verstorbenen Freund Bud Spencer würdigen möchte. So erklärt sich auch die Namenswahl seiner Hauptfigur, denn ist der Ursprung des Namens Thomas "Zwilling" und ungleiche Zwillinge waren die beiden ja stets. Nun eben beschenkt uns Terence Hill weiterhin mit seinen Filmen, ein Himmelhund auf Erden, der andere hoffentlich weiter oben mit wachendem Blick auf uns und seinen Freund!
Kommentar schreiben