Das Interreg-Projekt „RHINEDITS“ recherchiert und archiviert Amateurfilme der vergangenen 100 Jahre, die in der Oberrheinregion entstanden sind, und macht sie auf einer Online-Plattform Wissenschaftlern, Pädagogen und der
interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Im März 2018 ist das deutsch-französische Interreg-Projekt „RHINEDITS - Amateurfilm in der Region Oberrhein“ gestartet. Die Universität Strasbourg, die Hochschule Offenburg und das elsässische Filmarchiv MIRA arbeiten mit zahlreichen Partnern wie der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg zusammen. Im Internet wird eine Datenbank für Amateurfilme der Oberrheinregion aufgebaut und die Archivbestände öffentlich zugänglich gemacht. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und hat ein Gesamtbudget von 1,2 Mio. Euro. Die Federführung haben Prof. Alexandre Sumpf (Universität Strasbourg) und Prof. Götz Gruner (Hochschule Offenburg).
Das Projekt RHINEDITS will dazu beitragen, dass die Bedeutung privater Filme als visueller Schatz und als Dokumente der Vergangenheit sowohl anerkannt als auch wahrgenommen werden. Amateurfilme sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Das Projekt ermöglicht erstmals den Zugang zu diesen Bildern und damit zu einem gemeinsamen kulturellen Erbe diesseits und jenseits des Rheins. Denn trotz der kriegerischen Konflikte gab es immer auch einen Austausch.
Die Bevölkerung der Oberrheinregion soll erreicht werden. Tatsächlich wurde ihre gemeinsame Vergangenheit von vielen zu lange ignoriert. Es ist an der Zeit, eine Vision dieser gemeinsamen Geschichte zu entwickeln und der Jugend, Schülern und Studierenden zu vermitteln. Aufgrund der persönlichen Perspektive kann der Amateurfilm viele Menschen erreichen und dazu beitragen, Blockaden zu lösen. Denn diese Filme machen sowohl Familiengeschichten als auch den Arbeitsalltag und das kulturelle Leben erfahrbar. Sowohl die Bevölkerung als auch die Verwaltung und die Politik müssen davon überzeugt werden, das wertvolle filmische Erbe des Amateurfilms zu retten. Denn nur allzu oft, werden die Aufnahmen der Großeltern-Generation einfach entsorgt, weil diese die Nachfahren nur wenige interessieren und viele einen Projektor nicht bedienen können. Deshalb sammelt das Projekt diese Aufnahmen und ist Ansprechpartner für Familien, Amateurfilmclubs und städtische Filmsammlungen.
Der Amateurfilm schafft neue Blickwinkel auf die Geschichte der Region. Es kann ihm im Gegensatz zu den oftmals ideologisch geprägten offiziellen, staatlichen Filmen gelingen, die Aufnahmen unbekannter Zeitzeugen auf eine viel sensiblere und gefühlsbetontere Weise zu hinterfragen. Die persönlichen und lokalen Bilder ermöglichen der Bevölkerung des Oberrheins, die Geschichte der Grenzregion gemeinsam zu erarbeiten. Die wissenschaftliche Arbeit wird darin bestehen, mit einem redaktionellen Konzept einen Korpus aufzubauen, der Online im Internet präsentiert werden kann. Zu den Filmen werden möglichst viele Informationen zum Kontext und den Hintergründen ihrer Entstehung zur Verfügung gestellt.
Das Archiv ist gegliedert in die Themen „Grenzen“ (Kriege, Aufbau Europas, Verkehr von Waren und Personen), „Identitäten“ (Erbe, Folklore und Tourismus) und „Körper und Gesundheit“ (Sport, Medizin und Umwelt). Die neue Online-Plattform „RhInédits“ sowie öffentliche Filmvorführungen in verschiedenen Städten bieten die Chance, mit den Nutzern und Zuschauern zusammenzuarbeiten, um mit den Amateurfilmen und anderen filmischen Quellen die Geschichte Europas und der Grenzregion zu reflektieren.